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Isaballa, Einsatzzeit: 2024 bis 2025:Erfahrungsbericht Greenhill YMCA, Nordirland

Am 2. September ging es auf in den Freiwilligendienst. In der Früh fuhren meine Eltern mich und meine 40 kg Gepäck zum Bahnhof, denn nach Nordirland zu fliegen wäre natürlich zu einfach gewesen. Mein Mitfreiwilliger Vinz und ich sind per Bahn und Fähre angereist.

Zunächst ging es für zwei Tage nach Paris, wo wir uns ganz typische Touristenattraktionen angesehen haben. Von Paris dann weiter mit dem Zug nach London, wobei wir uns wegen der Kontrollen mehrere Male über den Brexit geärgert haben. In London sind wir bei Bekannten untergekommen und haben die Stadt unsicher gemacht. Genau wie in Paris haben wir das Touriprogramm durchgezogen. Dann weiter mit dem Zug nach Crewe. Dort angekommen ging es im Sprint in den Zug nach Chester, wo wir in den Zug nach Holyhead umstiegen. In Holyhead angekommen sind wir auf die Fähre nach Dublin gegangen, wo ein wenig Schlaf nachgeholt wurde. In Dublin angekommen ging es mit dem Bus zum Hauptbahnhof und von dort mit dem Zug nach Newry. Endlich in Newry angekommen wurden wir von K., dem Chef unserer Einsatzstelle eingesammelt und mit dem Auto zu unserer Unterkunft gebracht.

Glenada – meine Unterkunft 

“Glenada” ist der Name unseres Hauses, in dem aktuell 30 Freiwillige aus aller Welt leben, die für YMCA arbeiten. Das Haus war früher ein Hotel und so haben wir hier mit einer großen Industrieküche, zwei Wohnzimmern, mehreren Study Räumen, einem Waschraum, einem Trockenraum, einer Speisekammer, einem begehbaren Kühlschrank und Schlafzimmern auf drei Stockwerken wirklich genügend Platz. 

Generell gibt es Menschen hier, die schon im Februar angekommen sind und uns im Februar auch wieder verlassen. Zusammen mit Vinz und mir sind noch viele andere Freiwillige angekommen und im Januar werden wieder neue Freiwillige dazukommen. 

Ich muss sagen am Anfang hat es ein wenig gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte ständig von so vielen Menschen umgeben zu sein, aber mittlerweile finde ich das völlig normal und sehe die Menschen hier als eine kleine Familie an. Natürlich verbringen wir alle sehr viel Zeit miteinander, aber trotzdem finde ich es richtig schön mit den gleichen Menschen zusammen zu arbeiten und zu leben. Man findet hier im Haus immer jemanden, der oder die mit in die Stadt gehen möchte, zusammen backen möchte oder ins Meer hüpfen möchte. Abends schauen wir fast jeden Tag zusammen einen Film oder machen einen Spieleabend.

Greenhill – meine Einsatzstelle 

Greenhill ist ein erlebnispädagogisches Zentrum mitten in den Mourne Mountains, den Hausbergen hier mit dem höchsten Berg Nordirlands. Greenhill besteht aus einem Hauptgebäude, in dem sich auch Zimmer für Gruppen befinden, einem Speisesaal mit Küche, einem extra Gebäude, in dem sich auch ein kleiner Pool befindet und das wir hub nennen und einigen Hütten zum Übernachten. 

Jedes Jahr kommen Freiwillige aus aller Welt entweder im Januar oder im September nach Greenhill, um dort zu arbeiten. Wir Freiwilligen werden von festen Mitarbeitenden begleitet, von denen einige auch unsere 2-3 monatige Ausbildung am Anfang durchführen. Außerdem gibt es verschiedene Abteilungen, in denen Freiwillige auch arbeiten. Es gibt Leute im Büro, in der Küche, im Housekeeping und dann noch unsere Abteilung: das Outdoor Learning Team, wobei ich anmerken muss, dass wirklich alle Menschen aus allen Abteilungen super offen, hilfsbereit und freundlich sind. Ausgebildet und geprüft werden wir auf fast alle Aktivitäten, die wirklich sehr vielfältig sind und von Water Bouldering bis Klettern und Bogenschießen reichen. 

Generell ist das Verhältnis zu den Mitarbeitenden aber deutlich enger als ich das erwartet hatte, denn gefühlt gehören die Mitarbeitenden, mit denen wir viel zu tun haben, zur Glenada Familie. 

Die Gruppen, die nach Greenhill kommen sind meist Schulklassen oder Kirchengruppen mit Kindern ab sechs Jahren, wobei es sich aber meistens um zehn bis 16 jährige handelt und manchmal auch Erwachsenengruppen. Außerdem gibt es zwei Gruppen, die jede Woche kommen und aus Menschen mit besonderen Bedürfnissen bestehen. Ich habe bisher mit einer von den beiden Gruppen gearbeitet und muss sagen, dass die Arbeit zwar ein wenig anders als beispielsweise mit Schulkassen ist, aber wahnsinnig viel Spaß macht und dass die Gruppe zu meinen Lieblingsgruppen gehört.

Mein Alltag

Meine Wochen aktuell sehen eigentlich vom Prinzip recht ähnlich aus: In der Früh geht’s nach Greenhill hoch zum Morgenmeeting. Dort besprechen wir jeden Morgen welche Gruppen aktuell da sind und welche Aktivitäten geplant sind. Danach sind die meisten in ihrer Session, die um 10 Uhr anfängt und um 12.30 Uhr beendet wird. Danach geht’s zum Mittagessen in den Speisesaal und was man sich auch immer mitgebracht hat wird dann verspachtelt. Am Nachmittag gibt es nochmal eine Session von 14 Uhr bis 16.30 Uhr und danach geht’s meistens zurück zu Glenada. Manchmal gibt es Abendsessions vom 19 Uhr bis 21.30 Uhr. 

Wenn es mal keine Gruppen gibt, dann helfen wir unserem Hausmeister M. und reparieren Sachen oder richten Sachen her. Immer wenn Gruppen auf dem Gelände sind, muss auch jemand von uns dort sein und deshalb gibt es den sogenannten Duty Instructor, dessen Aufgaben recht vielfältig sind und der immer von Freiwilligen aus dem Outdoor Team übernommen wird. Der DI ist dafür zuständig den Speisesaal für alle Mahlzeiten herzurichten und danach wieder aufzuräumen. Außerdem muss der DI in Greenhill in einem extra Zimmer übernachten und bekommt ein kleines Handy, das von den Gruppen zu jeder Zeit angerufen werden kann und es tatsächlich auch wird. 

Nach der Arbeit gehen wir wieder zurück zu Glenada und kochen, gehen einkaufen, machen Wäsche usw. Montags gehe ich aktuell mit zwei anderen Freiwilligen und einem Mitarbeiter zum Line Dancing und donnerstags geht’s immer zum Häkelclub mit ein paar anderen Freiwilligen und Mitarbeitenden. 

Außerdem wurde uns die Möglichkeit gegeben einer Gruppe innerhalb von Greenhill beizutreten, die sich genauer mit der nordirischen Kultur beschäftigt und das hab ich natürlich gemacht. Mit dieser Gruppe haben wir jetzt schon einige sehr coole und interessante Sachen gemacht. Wir waren zum Beispiel bei einem Eishockeyspiel, einem Fußballspiel von Nordirland und einem Andachtstreffen. In meiner Freizeit findet sich eigentlich immer was cooles zu tun und da ist von Polarlichter schauen über wandern gehen alles dabei.

Momentan haben wir mehr und mehr Gruppen und gleichzeitig noch Training für verschiedene Aktivitäten. Für Abseiling üben wir schon recht lange, den Rettungsschwimmer haben diese Woche alle bestanden und jetzt geht mit dem wärmeren Wetter das Training für den Adventure Walk und Bouldering los. Außerdem sind wir viel wandern oder ab und zu mal mit dem Kanu unterwegs. Das schöne Wetter macht hier alle ziemlich glücklich und generell kann ich mich hier nicht beschweren, ich fühle mich sehr wohl und es ist und bleibt schön. 

Die Summercamp Volunteers sind wie der Name schon verrät nur für das Summercamp hier, das in den nordirischen Sommerferien stattfindet. Es sind einwöchige Camps, bei denen die Kinder jeden Tag in der Früh nach Greenhill gebracht werden und dann nachmittags wieder abgeholt werden. Pro Woche handelt es sich dabei um 80 Kinder von 6-12 Jahren und 20 Kinder von 12-16 Jahren. Die Kinder werden in Gruppen von 10 nach Alter aufgeteilt und die Summercamp Volunteers sind dann die ganze Woche verantwortlich für ihre Gruppe. Für Aktivitäten, die nicht so viel Training brauchen wurden, die Summercamp Volunteers in ihrem zweiwöchigen Training ausgebildet und für alle anderen Aktivitäten werden wir dann mit eingesetzt. 

Generell haben wir auf der Arbeit aktuell alle Hände voll zu tun, denn der Sommer ist in Greenhill logischerweise die Hochsaison. Das heißt, dass wir pro Woche mehrere Gruppen haben, die meistens aus 60-80 Leuten bestehen und das heißt auch, dass wir eigentlich jeden Tag mindestens zwei Sessions haben. Zusätzlich betreibt Greenhill ein paar Tretboote, die wie Schwäne aussehen und die unten in der Stadt auf einem kleinen See sind. Bei den Schwänen sind unsere Aufgaben entweder abkassieren, Schwimmwesten anziehen oder die Tretboote an den Steg ziehen oder davon wegstoßen und beim Ein- und Aussteigen helfen. Auch wenn die Arbeit manchmal ein wenig stressig ist und manche Dinge ein wenig unorganisiert sind, macht es mir hier immer noch Spaß.

St. Patrick’s Day 

Am St Patrick’s Day im März hatten wir ein besonderes Programm, da Greenhill normalerweise mit den Freiwilligen eine Parade in einer Nachbarstadt anschaut, wir diesmal aber tatsächlich selbst auf der Parade mitgelaufen sind. Die Tage vor der Parade durften wir also fleißig Deko für unseren Anhänger basteln, um möglichst viel von Greenhill zu repräsentieren. Im Endeffekt haben wir mit einem Van und einem Anhänger an der Parade teilgenommen und zwei Leute saßen oben am Dach des Anhängers in einem Kanu und vier Leute waren an der Seite des Anhängers mit Klettersachen eingeklippt. Auf der Tür des Anhängers saßen ein paar Freiwillige um ein Lagerfeuer und der Rest ist hinter dem Anhänger hergelaufen und hat zu dem YMCA Song getanzt. Die Parade hat sich Fasching ähnlich angefühlt und danach ging es in ein Pub, wo wir traditionellen Eintopf bekommen haben. Abends haben wir als Freiwillige einen kleinen Pub Crawl gemacht und es wurde ein fröhlicher Abend.

Rückreise

Die letzte Zeit auf der Arbeit ging dann auch recht schnell vorüber und bald kam der letzte Arbeitstag und der letzte Tag im Haus. Am Tag vor unserer Abreise gingen wir alle zusammen nach Greenhill und warfen unsere Schuhe ganz traditionell in den Baum. Danach sagten wir tschüss zu allen Staff Membern.