Erfahrungsbericht von Linda aus der L‘ Arche Erie

 

Nun ist der erste Monat vergangen und ich sitze im Vorgarten und höre die Country Musik meines Nachbarn. Mittlerweile bin ich sogar Fan von Country Musik geworden, es gibt mir das ultimative Gefühl nun tatsächlich in den Staaten zu leben. Die Zeit hier vergeht sehr schnell, mir kommt es vor, als erlebe ich hier an einem Tag so viel wie in einem Monat zuhause. Ich habe mich hier in Erie gut eingelebt, ich bin nun seit 25 Tagen hier.

Den Tag vor meiner Abreise habe ich mit meinen Eltern verbracht und habe ein letztes Mal in einem guten deutschen Restaurant gegessen. Nach fünf Mal ein- und auspacken und nach einigen Überlegungen, was in Deutschland bleiben kann, habe ich meinen Koffer letzten Endes doch noch zu bekommen.

Meinen ersten Flug und den Service der Airline habe ich sehr genossen. Als ich durch das Fenster die Küste von New York sehen konnte, war meine Vorfreude grenzenlos.

Als ich in Erie ankam, wurde ich herzlich von einigen Coremembern und Assistants empfangen. Zur Feier des Tages wurden amerikanische Pizza und Cookies serviert. Durch die Herzlichkeit und Kommunikationsfreude der Communitymitlieder habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt.

Der Alltag in der Arche ist super. Es wird viel Zeit in der kompletten Gemeinschaft verbracht und die Häuser treffen sich regelmäßig im “Heart” der Arche. Das Heart ist das Büro der Arche in Erie, mit anliegender Halle für die Communitytreffen.  Jeden Dienstag und Freitag gibt es ein Treffen. Diese Treffen sind sehr abwechslungsreich. An Freitagen wird über ein bestimmtes Thema gesprochen und es findet ein Austausch dazu statt. Die Themen der Letzen beiden Freitage waren Vertrauen und Meditation. Häufig gibt es auch einen Snack oder ein gemeinsames Abendessen. Der Workshop zum Thema Dehydrierung von Lebensmitteln in einem Dörrautomaten hat mir besonders gut gefallen und dieses Wissen ist hier besonders nützlich. Im Winter gibt es hier in Erie viel Schnee und es gibt Zeiten, in denen man das Haus nicht verlassen kann, einen Lebensmittelvorrat anzulegen ist deswegen keine schlechte Idee.

Das Leben in der Community finde ich ganz besonders, viele Coremember und Assistants sind seit Jahrzehnten Freunde und teilen ihre Zeit und ihre Talente miteinander. Auch ich habe meinen Platz hier gefunden und habe mich mit einem kleinen Kunstprojekt einbringen können. Jeden Freitag setze ich mich mit einer Corememberin aus meinem Haus zusammen und wir haben Zeit unsere Kreativität zu teilen. Bisher haben wir Glückwunschkarten gestaltet. In der Arche wird besonders viel gefeiert, Jubiläen der Assistants und eine ganze Menge Geburtstage. Mich hat es ganz besonders berührt wie sehr sich die Coremember darüber freuen, dass ich in ihre Gemeinschaft gekommen bin und Zeit mit ihnen verbringe.

Auch außerhalb der Arche fühle ich mich wohl. Die Stadt Erie ist super. Besonders die Natur Nordamerikas begeistert mich. An meinen 2 freien Tagen in der Woche, mache ich viele Outdooraktivitäten. Bisher habe ich Presque Isle State Park besucht, das ist eine Halbinsel direkt vor der Stadt Erie. Die Natur, die Strände, die Vogelvielfalt und natürlich der Lake Erie sind eine super Erholung vom Leben in der Stadt. Ich hoffe darauf einen Weißkopfseeadler zu Gesicht zu bekommen, das Wahrzeichen der USA. Außerdem war ich Campen tief in den Wäldern Pennsylvanias. Einem Schwarzbären bin ich dort leider nicht begegnet. Die Niagara Fälle in New York und Canada habe ich auch besucht und zudem viele Vögel beobachtet im Buckhorn Island Statepark New York. Ein weiteres schönes Erlebnis hatte ich mit einer Corememberin die mir ihren ganz persönlichen geheimen Platz am Lake Erie gezeigt hat.

Der internationale Austausch, den ich erlebe, finde ich sehr spannend. Gespräche über Politik, Sprache, Kultur, Bildung, Geschichte und die Probleme der heutigen Zeit finde ich sehr interessant. Auch persönliche Geschichten höre ich immer wieder gerne. Da es sich bei dem IJFD-Programm um ein Bildungsprogramm handelt, bin ich natürlich auch fleißig am Lernen. In den Alltag meines Haues wurde ich gut eingearbeitet und ich belege einen Onlinekurs für die Medizinische Administration. Wenn ich die Prüfung am Ende des Kurses abgelegt habe, darf ich im Staat Pennsylvania Medikamente ausgeben. Ich finde den Kurs sehr interessant, da ich neues Fachwissen erlerne und gleichzeitig meinen Wortschatz im Englischen erweitere.

Obwohl mir das Leben am Lake Erie und in der Arche sehr gefällt, denke ich natürlich an zuhause. Die Leute hier sind sehr interessiert an Deutschland und es ist spannend die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Länder zu entdecken. Häufig werde ich gefragt, was ich denn am meisten vermisse, meine Antwort darauf lautet Brot und Leitungswasser!