Erfahrungsbericht Greenhill, YMCA, Nordirland

Eva, Einsatzzeit: 2018 - 2019

Ankunft und Training

 

Angefangen hat es mit dem Abschied am Flughafen in Basel und dem Flug nach Belfast über London. Zu diesem Zeitpunkt war der Flug für mich wohl aufregender als der gesamte Freiwilligendienst, doch glücklicherweise hat alles reibungslosfunktioniert und ich habe Raban, den anderen Freiwilligen von IN VIA Köln, in London am Flughafen getroffen. Angekommen in Belfast mussten wir eine Weile warten bevor wir von Rónán und Arthur, zwei anderen Freiwilligen abgeholt wurden. Nach einem kurzen Bezug der Zimmer, wurde uns fünf neuen Freiwillige (Luca und Aron aus Ungarn und Thomas aus Frankreich) auch schon von Reece, einem anderen Freiwiligen „Quinns“, eine Bar in Newcastle, gezeigt und gleich danach noch eine weitere kleine Bar mit Live-Musik.

 

Am nächsten Tag sind wir, die Neuen, auf den Slieve Donard gewandert, der zugleich unser Hausberg und mit 849 m der höchste Berg Nordirlands ist. Angefangen haben wir bei strahlend blauem Himmel, auf dem Gipfel konnten wir jedoch keine 10 m weit sehen und mussten uns gegen den Wind lehnen. Der Ausflug wurde zum prägenden ersten Eindruck der wunderschönen Natur und des rasend schnellen Wetterwechsels, den wir fast täglich zu spüren bekommen.

 

In der ersten Woche kehrte langsam der Alltag ein: Unser sechswöchiges Training begann und wir lernten die super hilfsbereiten und verständnisvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Gelände kennen. In den nächsten Tagen und Wochen machten wir die Aktivitäten als Gruppe, um so einen Eindruck zu bekommen, wie es den Kindern und Jugendlichen gehen könnte, die nach Greenhill kommen.

 

Meine Lieblingsaktivitäten sind „Deep Bouldering“ (etwa ver-gleichbar mit Canyoning: Man läuft und klettert einen Bachlauf nach oben und springt, rutscht oder rollt an verschiedenen Stellen ins Wasser) und „High Initiatives“ (das sind Aktivitäten am Kletterturm, wie der Sprung an ein Trapez oder „Gladiator“, ein Wettrennen nach oben an einem Netz, Autoreifen und einer Art Sprossenleiter).

 

WG-Leben

 

In unserem Haus leben wir zu elft: fünf Franzosen, zwei Ungaren, ein Ecuadorianer, eine US-Amerikanerin und wir zwei Deutschen von IN VIA Köln. Alle Mitfreiwilligen sind sehr nett und es ist hilfreich schon sofort am Anfang Leute zu haben, mit denen man etwas unternehmen kann. Doch in den ersten Tagen, war die Wohnsituation eine große Umstellung für mich, da es hier wesentlich turbulenter und chaotischer zugeht als zu Hause.

 

Wir teilen uns eine Küche, in der meistens jeder sein eigenes Essen zubereitet. Der Grundzustand dieser Küche ist chaotisch, doch er wäre wohl unhaltbar, gäbe es nicht die zwei Leute die, sich im Wochen-Rhythmus abwechselnd, Kitchen-Duty haben und das trockene Geschirr verräumen und den Müll wegbringen.

 

Freitags fahren wir immer gemeinsam zu „Tesco“ um unsere Einkäufe zu erledigen, da der Weg zu weit zum Laufen ist, das funktioniert aber wirklich gut. Zusätzlich kommen wir oft in den Genuss von kostenlosem Essen, das wir gespendet bekommen, weil wir eine Charity-Organisation sind. Diese Mengen an überreifem Obst und Gemüse sind eine Herausforderung, der wir uns aber gerne annehmen, so haben wir zum Beispiel schon Marmelade gekocht und Bananenbrot gebacken und werden auch in Zukunft sicherlich noch erfolgreich Verwertungs-möglichkeiten finden.

 

Der Alltag

 

Mittlerweile sind gewisse Routinen eingekehrt und auch der Arbeitsalltag wird immer souveräner. So haben wir definitiv unser Lieblings-Café gefunden, in dem wir schon erkannt werden oder unseren Lieblings-Pub, haben uns bei der Bücherei angemeldet, gehen regelmäßig klettern und haben uns mit den Trainees des anderen Outdoor-Centres im Ort angefreundet, wo sich die Kletterwand befindet.

 

Im „House“ sind wir zu einem super Team zusammengewachsen. Das „Trustteam“, das sich während unserer Trainingsphase gebildet hat, wurde im Januar durch sieben neue Freiwillige erweitert (wir sind nun Laura, Lilia, Thomas und Flo aus Frankreich. Julian aus Ecuador, Harol aus Kolumbien, Christine aus Neuseeland, Siobhan aus Kanada, Luca und Aron aus Ungarn, Misheck aus Sambia und Stine, Raban und ich aus Deutschland) und die beiden „Intakes“ verstehen sich zum Glück sehr gut, das Team ist jetzt auch mit sieben Mädchen und sieben Jungs ausgeglichen. Man kann sagen, dass wir Freunde, Arbeitskollegen und Greenhill-Family in Einem geworden sind, was bedeutet, dass wir nahezu alles gemeinsam machen, dadurch ist es leider aber auch schwer andere Leute kennen zu lernen, da wir nie alleine sind und das Bedürfnis Freunde zu finden deshalb schon gestillt ist.

 

Nach einer eher ruhigeren sehr Maintenance-geprägten Phase im Winter (das können die verschiedensten Dinge sein, wie Einverständniserklärungen scannen, Laub kehren, den Bach für das Bouldering putzen oder Material (aus)sortieren) ist die Saison im Frühjahr wieder gestartet und wir arbeiten wesentlich mehr mit den Gruppen. Wie viel Spaß das macht hängt maßgeblich von den Gruppen ab. So gibt es die gut organisierten, hoch motivierten, fröhlichen und putzigen Grundschulklassen oder die chaotischen, respektlosen, Anti-Alles-Jugendgruppen aus den schwierigen Vierteln Belfasts und alles dazwischen. Es ist auch erschreckend auffällig, wie sehr die Motivation der Gruppen von der Einstellung der Gruppenleiter abhängt. Fühlen sich diese gezwungen, mit ihrer Gruppe in Greenhill zu sein, färbt das stark auf die Gruppe ab und es ist schwer für uns, die Motivation hochzuhalten.

 

So gibt es Arbeitstage an denen es sich anfühlt als würde man gar nicht arbeiten, da es so viel Spaß macht und andere an denen am Abend selbst das letzte Quäntchen Energie verflogen ist.