Erfahrungsbericht Lubaga Hospital, Uganda

Annett, Einsatzzeit: 2018 - 2019

Am zweiten Oktober ging es endlich los, meine Familie brachte mich zum Flughafen nach Frankfurt von dort aus flog ich nach Istanbul und dann weiter nach Entebbe, ca. 40 km von Kampala, der Hauptstadt Uganda, entfernt. Ich war aufgeregt ob alles gut gehen würde, kommt mein Gepäck vollständig an, gibt es Änderungen an meinen Flugzeiten, werde ich zuverlässig abgeholt ...? All diese Dinge schossen mir durch den Kopf, sodass ich vom eigentlichen Abschied abgelenkt war – das war auch gut so.

Vor Ort zog ich zusammen mit Hannah, einer Mitfreiwilligen mit der ich in der gleichen Einsatzstelle arbeite, in eine Gastfamilie. Dort habe ich ein eigenes Zimmer, und kann auch einfach mal die Türe schließen um Zeit für mich zu haben, gleichzeitig bin ich aber nie alleine oder einsam. Ich lebe gerne in dieser Gastfamilie und freue mich hier die kommenden Wochen gut aufgehoben zu sein.

Am 10. Oktober war ich dann das erste Mal im Lubaga Hospital in Kampala, meinem Arbeitsplatz für das kommende Jahr. Vor Ort wurde ich herzlich empfangen und bekam viel Aufmerksamkeit geschenkt. Zum einen lag es bestimmt einfach daran, dass ich neu und ein Mzungu (bezeichnet eine*n Weiße*n) bin. Aber auch weil ich meine Ausbildung schon abgeschlossen habe und dort die Pflegeausbildung mehr mit einem Studium über viele Jahre zu vergleichen ist.
Das Lubaga Hospital ist ein privates großes katholisches Krankenhaus mit  vielen unterschiedlichen Fachbereichen. Generell müssen die Patienten für ihre Untersuchungen, Medikamente, Operationen und ihren Aufenthalt vor Ort privat aufkomme. Verwandte übernehmen die Körperpflege, das Wäschewaschen und die Versorgung mit Essen und Trinken während eines stationären Aufenthalts.


Nun aber zu meinem Arbeitsbereich in den ersten Wochen. Ich arbeitete im "Public Health Departement" und gerade die ersten Tage war ich bei unterschiedlichen "Outreaches" dabei und half Vitalzeichen zu messen, zu impfen oder Medikamente zu verteilen. Hier übernehmen erfahrene Krankenschwestern Behandlungsentscheidungen, ebenso wie die psychische Betreuung von HIV-Positiven Patienten. Ich empfand die Arbeit als abwechslungsreich und die Stimmung vor Ort sehr angenehm, denn es wurde Ruhe und Geborgenheit ausgestrahlt und allein das gab mir, aber auch den Patienten das Gefühl von Sicherheit.

Nach einer Woche im "Outreach" arbeitete ich in "YCC", hier werden in einem Außenbereich der Klinik jeden Tag mehrere hundert Babys und Kleinkinder geimpft. Es war für mich zunächst sehr ungewohnt, dass an der frischen Luft geimpft wird. Aber das Klima mit ca. 25 Grad Celsius und ab und an mal ein tropischer Regenschauer macht es möglich. Interessant war, dass einige Mütter einer weißen Krankenschwester mit Skepsis begegneten, andere wiederum sich freuten, dass gerade ich ihr Kind versorgte. Schön war, dass meine Kolleginnen hinter mir standen und bei Skepsis halfen, Zweifel aus dem Weg zu räumen. Ich lernte auch jeden Tag ein paar mehr Worte Luganda, das half häufig mit den Müttern aber auch generell mit Einheimischen warm zu werden.


Im Anschluss an "YCC" arbeitete ich bei der Schwangerschaftsvorsorge mit. Eine von Hebammen geführte Abteilung, in der ich selber als Krankenschwester erstmal einiges dazu lernen konnte. So lernte ich beispielsweise wie ich anhand von Palpation, also dem Betasten des Bauches, die Kindslage und die Schwangerschaftswoche feststellen kann. Eine Tätigkeit mit der ich vorher noch nie konfrontiert wurde, an der ich aber Gefallen hatte. Einfach auch weil ich neues Wissen dazugewann. Nach kurzer Zeit hatte ich die unterschiedlichen präventiven Tablettengaben und Abläufe verinnerlicht und konnte eigenständig untersuchen und vorsorgen. Ich hatte das Gefühl den Hebammen wirklich Arbeit abnehmen zu können und bekam viel Dank entgegengebracht.


Zuletzt arbeitete ich in der HIV-Klinik, hier saß ich meist mit im Arztzimmer und konnte miterleben, wie die medikamentöse Behandlung zur Unterdrückung der Viruslast, aber auch die Behandlung möglicher HIV bedingter Infektionen erfolgte. Da in Deutschland HIV nicht so alltäglich ist, war ich froh, dass der Arzt sich die Zeit nahm und mir die Behandlungsrichtlinien und unterschiedlichen Medikamente genau erklärte. Ich konnte an Verständnis gewinnen und zum Schluss Patienten eigenständig medikamentös umstellen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Arbeit im "Public Health Departement" ein sehr abwechslungsreicher und schöner Einstieg war, bei dem Prävention und Aufklärungsarbeit eine sehr wichtige Rolle spielt. Meine Kollegen*innen konnte ich jederzeit alles Fragen und erhielt auch positives Feedback.

Bis jetzt arbeite ich sehr gerne im Lubaga Hospital und freue mich auf die kommenden Stationen im Verbund mit neuen Herausforderungen. Ich habe erste Freunde in der Klinik gefunden und freue mich mit diesen die Mittagspause zu verbringen. Mittags gibt es sehr leckeres Essen in der Mitarbeiterkantine. Meist gibt es Bohnen oder Linsen mit Posho (eine Art fester Maisbrei), Reis und Matoke (das Nationalgericht Ugandas, Kochbanane, welche von der Konsistenz und Geschmack mit Kartoffelbrei ähnelt). Ich empfinde das viele frische Gemüse und die traditionellen Zubereitungsarten als sehr lecker und dazu kommt noch eine große Portion Gastfreundschaft, die oft verbunden mit einer Einladung zum Essen entgegengebracht wird. Ich genieße auch, dass hier viel in kleinen Garküchen an der Straße zubereitet wird und es stets nach frischen Chapati (Weizenfladen), Rolex (Rolled Eggs = Chapati mit Spiegelei) und Samosas duftet (mit Bohnen oder Fleisch gefüllt und frittierte Teigtaschen).

An meinen Wochenenden unternehme ich häufig etwas, so habe ich zum Beispiel schon an einer Walking Tour durch Kampala teilgenommen, um die Stadt ein bisschen besser kennen zu lernen. Für mich ist Kampala nach wie vor anstrengend und laut so genieße ich auch mal nichts zu tun. In Nansana selbst gibt es ebenfalls ein paar Berge auf die man steigen kann um ein bisschen Natur und eine tolle Aussicht zu erhalten. Ein Wochenende verbrachte ich in Jinja an der "Quelle des Nils".
Auch am Strand des Viktoriasees war ich schon. Unser Gastvater hat uns auch schon mit zu einer traditionellen "Give away party" mitgenommen. Hier wird die zukünftige Braut feierlich der Familie des Bräutigams übergeben und dieser wiederum hält viele Geschenke für die Familie der Braut bereit. Begleitet wird das Ganze von Musik, Tanz und guter Stimmung.